Physik zeigt Profil
26.09.2019

Physik zeigt ProfilSankt-Ansgar-Schule will den Dingen auf den Grund gehen

Flow-Gefühle und Wow-Momente in der Schule sind ein gutes Zeichen. Es gibt sie, wenn Luca neben dem verpflichtenden Seminarfach die freiwillige AG als festen Bestandteil seines Stundenplans sieht. Wenn Jonathan den Versuchsaufbau „Sweet Mirage“ zur Erklärung einer Fata Morgana zu Hause nachbaut – mit „tic-tac-Dose“, Laser und Zuckerlösung. Oder wenn Izabella in der Freizeit immer wieder andere Flüssigkeiten unterschiedlicher Viskosität mit einem selbstgebauten Mixer dreht und nach vieleckigen Wirbeln fahndet: „Je schneller man dreht, umso mehr Ecken und Kanten entstehen.“ Das Seminarfach gehört zum reformierten Physik-Profil der Sankt-Ansgar-Schule. Neu daran ist, dass Mathe auf erhöhtem Niveau und Physik verbindliche Prüfungsfächer sind. Geo ist als profilgebendes Fach herausgefallen, Informatik, genauer „Physical Computing“ und damit die hardware-nahe Programmierung von Arduino-Boards hinzugekommen.

Die letzten zehn Jahre

Fächer verbinden, in Zusammenhängen lernen, Wissenschaftlichkeit fördern: Die Profiloberstufe ist mit großen Zielen angetreten. Aber nicht alles ist zehn Jahre später auch Realität. Zumindest haben die Sankt-Ansgar Physiklehrer auch Defizite konstatiert: Zum einen den Mangel an Zeit für Forschungsaufgaben, gerade im Seminarfach, das häufig das zweite profilgebende Fach mit Präsentationsaufgaben für sich beanspruchte. Zum anderen die gestiegene Bedeutung der Informatik in der Gesellschaft: „Es hat eine unheimliche Faszination am Arduino zu basteln: Ich kann etwas steuern, messen, regeln und kriege ein Grundverständnis, was da passiert“, sagt Physiklehrer Martin Biebl.  „WLAN-Brücken“ zu bauen, statt sich mit Stadtentwicklung oder weltweiten Disparitäten zu beschäftigen, das ist ganz nach dem Geschmack vieler NAT-Schüler: „Wir wollten lieber ein reines Physik-Profil: nur Physik, nichts anderes“, sagt Izabella.

Die 17 ungelösten Fragen

„Den Dingen auf den Grund gehen“ lautet der programmatische Titel des neuen Physik-Profils. Da trifft es sich gut, dass Sankt-Ansgar auch GYPT-Stützpunkt ist: „German Young Physicists‘ Tournament“ ist ein bundesweiter Schülerwettbewerb, der international in einem Physik-Weltcup mündet. Jedes Jahr stellt er Nachwuchstalente erneut vor 17 Probleme und damit kaum erforschte Phänomene – eines davon sollten die 28 Physikprofilschüler auswählen und im Seminarfach in Kleingruppen bearbeiten. „Das muss nicht zwangsläufig zu einem Wettbewerbsbeitrag führen“, betont Ansgar Adamski, der das neue Profil zusammen mit Informatiklehrer Ulrich Bobinger leitet. Die meisten Schüler hat allerdings das Weltcup-Fieber längst gepackt: „Ich habe wirklich das Ziel, in dem Wettbewerb etwas zu erreichen“, sagt Luca. „Ich würde mal sagen, wir versuchen es immer weiter, bis es funktioniert“, ergänzt Josefine trocken.

Die Vier von der Physik

Die beiden haben sich das Phänomen „Friction Oscillator“ mit der Glückszahl 13 herausgesucht: Zwei Walzen drehen sich gegeneinander und bringen einen darauf liegenden Stab unregelmäßig in Schwingungen. Im ersten Schritt haben die Jugendlichen die Konstruktion mit Lego nachgebaut, im zweiten Schritt arbeiten sie mit einem Laser und einem Arduino-Board, um genauer zu quantifizieren und den Motor ganz kleinschrittig steuern zu können. Vernetztes Denken, vernetztes Arbeiten – genau das wird möglich, wenn man „den Dingen endlich einmal auf den Grund gehen kann“, betont Martin Biebl. Eigentlich hat der GYPT-Stützpunktleiter an diesem Vormittag frei. Mit dem Kollegen Bernd Malkowski ist er in die Physik gekommen, um Teamgeist zu demonstrieren. „Die Physik ist jeden Tag besetzt, die Schüler können jederzeit zu uns kommen“, so Biebl. Nur einen Wunsch haben die Vier von der Physik noch offen: „Was uns noch fehlt, ist eine Kollegin.“

Sie möchten mehr über den Schülerwettbewerb GYPT wissen?
Dann schreiben Sie uns eine kurze Mail, wir leiten diese an Martin Biebl weiter (mohr[at]nat.hamburg).

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