Mein Weg in die Zukunft
01.01.1970

Mein Weg in die ZukunftHamburgs erstes MINT-Cluster im zweiten Jahr 

Selbstbestimmt arbeiten, sichtbar sein, Tansania und Ruanda für neue Kollaborationen kennenlernen – keine Frage, Kerstin Kuchta hat den „geilsten Job der Welt“, wie sie sagt. Eine Wortwahl, die man nicht unbedingt von einer Professorin erwartet, aber „Mann“ ist in diesem Fall nicht gefragt. In der Lounge des TUHH-Hauptgebäudes haben es sich Mittelstufenschülerinnen auf Sofas bequem gemacht und verfolgen, wie die Professorin für Abfallwirtschaft nicht nur den TU-Slogan „Engineering to Face Climate Change“ mit Leben füllt, sondern auch den Klassiker „Kinder und Karriere“: Es sei ihr wichtig gewesen, ihre Kinder inklusive deren Geräuschkulisse bei ihrer Antrittsvorlesung dabei gehabt zu haben, erzählt sie. „Die Welt hat sich gedreht – ich bin auch Familienmensch“, so ihre Botschaft an die männlich dominierte Professorenriege und die Schülerinnen. Kuchta unterstreicht das mit Familien- und Uni-Gruppenfotos. 

Wo stehe ich? Mach dich sichtbar!

Die Aufnahmen aus der TU gleichen blau-grauen Wimmelbildern mit einem Farbtupfer in der Mitte. „Seht ihr mich?“, fragt die Professorin etwas kokett, denn sie springt mit rotgelbem Wollblazer und passendem Seidenschal ins Auge. „Ihr fallt sowieso auf, also nehmt es an, seid einfach cool“, gibt sie den Mädchen mit in den Workshop „mein Weg in die Zukunft“. Er unterstützt die Schülerinnen dabei, eine eigene Karriereplanung zu entwickeln und ist ein Angebot von Mint:dual. Das Programm will mehr junge Frauen für die naturwissenschaftlich-technische Ausbildung gewinnen, die TUHH ist Projektpartner. Auf ihrem Campus sind knapp ein Drittel der weiblich, aber bei den Bewerbungen um ein duales Studium fällt der Frauenanteil weit dahinter zurück. „Es gibt einen Zugeffekt, der die Steigerung von 10 auf 12 Prozent schwieriger macht als die von 20 auf 24“, erklärt Henning Haschke. Der promovierte Ingenieur leitet die Koordinierungsstelle „dual@TUHH“.

Kuchta
dual Technik
dual Team

Was weiß ich schon von meiner Zukunft? Mach den Praxistest!

Das Besondere: Jeder Studiengang kann dual studiert werden, über hundert Unternehmen kooperieren mit der TUHH, darunter Hamburger Energiewerke, Energienetze, Hochbahn, tesa und Lufthansa Technik. Fünf Unternehmen, die auch bei mint:dual mitmachen, Schülerinnen zu Exkursionen einladen oder auf einem „Markt der MINT-Möglichkeiten“ über duale Karrierechancen informieren. Für Henning Haschke war die Veranstaltung bei Aurubis das absolute Highlight aus dem ersten Jahr. „Es hat im vollen Industriekontext stattgefunden, wir haben mit den Mädchen individuelle Gespräche geführt und sowohl der Aurubis-CIO als auch die Schulsenatorin Zeit investiert“, lobt er. Der Koordinator wünscht sich, dass noch mehr Mädchen auf die eigenen Interessen gucken – und nicht auf die ihrer Freundinnen. 

löten
Gespräche
LHT

Wo will ich hin? Mach deine Interessen, Stärken und Werte zum Navi– und vernetz dich! 

Der nachgewiesene 3D-Kurs oder Robotik-Workshop mache den Unterschied bei der Bewerbung, stolz und selbstbewusst, ist der Ingenieur überzeugt. Das sei entscheidend, egal ob für ein duales Studium „Green Technologies“ bei tesa oder Bau- und Umwelt-Ingenieurwesen bei den Hamburger Energiewerken. Die CO2-Bilanzierung eines neuen Klebstoffs oder im Bau sind Aufgabenstellungen für den TU-Nachwuchs und bewegen auch Kerstin Kuchta. Den Schülerinnen präsentiert sie ein Modell einer „Circular City“ aus recyceltem und wiederverwendbaren Beton, das im Wilhelmsburger Rathausviertel geplant wird. „Ein Forschungsprojekt von uns“, betont sie. Dass sie einmal Role Model werden würde, hätte sie sich mit 15 nicht träumen lassen. „Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen wollte.“ Aber es gab Stärken in Technik sowie die Erkenntnis: „Das sind wenig Frauen, also muss ich das machen und andere dafür begeistern“, so die Professorin. Beim Zukunftsworkshop ist ihr das voll gelungen.

Informationen zum Programm mint:dual gibt es auf der Website www.mintdual.de oder in unserem Erklärvideo!

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