Hamburg am Laufen halten
01.01.1970

Hamburg am Laufen haltenHochbahn lädt mint:dual zum Arduino-Workshop

Eine Ampel ohne Rot-Phase mag für manchen Verkehrsteilnehmer ein Traum sein, für den kreuzenden Verkehr ist sie Horror. Daher muss Gloria noch mal an die Arduino Programmierung ran: Konzentriert geht die 15-Jährige den Code auf ihrem Bildschirm Schritt für Schritt durch. Im Hauptteil, englisch „loop“, hat sie per „digitalWrite“-Befehl geschrieben, dass erst die grüne, dann die gelbe, schließlich die rote LED angehen soll, mit welcher Dauer („delay“) und jeden Befehl richtig per Semikolon vom nächsten getrennt. Woran also hapert die Umsetzung? Paula schaut ihr über die Schulter, stutzt und verweist dann auf das „Setup“, den Aufbau der Programmierung. Da fehle noch die Zuordnung, dass der Pin mit der roten Leuchte auch ein Ausgang („OUTPUT“) ist. „So weiß der Controller nicht, dass er da eine Spannung ausgeben soll“, erklärt sie. 

Dual studieren oder duale Berufsausbildung probieren?   

Vor gut zwei Jahren hat Paula selbst Ampelschaltungen am Arduino Mikrocontroller programmiert. Das fand ebenfalls in der Elektronikwerkstatt der Hamburger HOCHBAHN statt und bildete den Auftakt in ihre Ausbildung. „Ich bin EISlerin“, sagt Paula und benutzt das Kürzel der Elektroniker für Informations- und Systemtechnik nicht ohne Stolz. Schließlich ist die Azubine schon im dritten Lehrjahr angekommen und will ihre Begeisterung fürs Programmieren sowie die duale Ausbildung weitertragen. „Du wirst als Elektronikerin gebraucht und im Endeffekt auch besser bezahlt als so mancher Bachelor“, sagt die 23-Jährige. Gloria hat noch nie in ihrem Leben programmiert und sich von ihrer Freundin Emilia zur Expedition in die HOCHBAHN-IT überreden lassen. „Ich habe schon ein bisschen Vorahnung“, sagt Emilia. Die Zehntklässlerin der Stadtteilschule Alter Teichweg will auf jeden Fall eine handwerklich-technische Ausbildung machen und erhofft sich von mint:dual mehr Klarheit. „Elektronik könnte passen“, sagt sie. 

EISlerin oder EGSlerin werden?

„mint:dual“ ist ein Programm zur Berufsorientierung junger Frauen. Die Schülerinnen registrieren sich für Exkursionen, die sie interessieren und kommen dann selbstständig zu den Terminen. Von parallel stattfindenden Schulveranstaltungen sind sie damit offiziell entschuldigt. Das ist wichtig für die Bewerbung etwa bei der HOCHBAHN, betont Vanessa Lehmann, Referentin für Schulmarketing und Messen. „Man sollte sich bei uns früh bewerben und keine unentschuldigten Fehlstunden im Zeugnis haben“, sagt sie. Per Quiz lernen die Schülerinnen spielerisch, dass die Elektronikerinnen für Betriebstechnik mit Starkstrom von 750 Volt im U-Bahn Netz zu tun haben, während die EISler IT und Elektronik verbinden und beispielweise die Netzwerktechnik überprüfen. Zuständig für Kommunikations- und Sicherheitstechnik sind vor allem EGSler, Elektronikerinnen für Geräte und Systeme – der dritte Ausbildungsberuf der HOCHBAHN mit einem E im Titel.  

Master oder Meister sein?

Marco ist so ein EGSler, wollte aber Technik und Menschen verbinden und hat dafür  noch einen Meister inklusive Ausbildereignungsschein drangehängt. Seit fünf Jahren ist er für die Ausbildung der EISler und EGSler zuständig. „Die Berufe sind verwandt, es geht um ganz viel Technik, die man als Kunde nicht so wahrnimmt“, sagt Marco und nennt Videoüberwachung oder Brandmeldeanlagen. Das heißt, Paula ist viel in Hamburg in Technikräumen und Bahnhöfen unterwegs. Stromlaufpläne entwickeln, Platinen löten, programmieren, all das kannte und konnte sie vor ihrer Ausbildung nicht, betont sie. „Die Motivation muss stimmen“, so Marco. Bei Jessica stimmt sie: „Ich fand das richtig gut und kann es mir als Beruf vorstellen – aber ich kann mir vieles vorstellen.“ Die Qual der Wahl nach einem Jahr mint:dual: Die Zwölftklässlerin will alles mitnehmen.

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