
Der hellblaue Technikkoffer, gespickt mit Hardware, Bauanleitungen und Schaumstoff hat es der Schulsenatorin durchaus angetan. Aber sich bei Versuchen über die Schulter schauen lassen, einen Einplatinencomputer zum Schrittzähler zu transformieren oder eine automatische Pflanzenbewässerung zum Laufen zu bringen, will sich Ksenija Bekeris dann doch nicht. Das könnten die technikaffinen Schülerinnen einfach besser, meint sie. Jessica beispielsweise. An der TUHH hat die Stadtteilschülerin den Microbit-Computer schon zum Rennwagen umfunktioniert, mit 3D-Druck experimentiert und bei Lufthansa Technik ein blinkendes Miniatur Leitwerk gebaut. Das Arbeiten mit Metall sei ihr Highlight gewesen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich später in diese Richtung gehe“, verrät sie nicht nur der Schulsenatorin neben sich, sondern vor allem einem Publikum aus Schülerinnen, Lehrkräften und MINT-Fachleuten vor sich: Willkommen zum „Markt der Möglichkeiten“ in der Alten Schlosserei bei Aurubis.
Entdecken, welche Talente in mir stecken
Die Kombination aus Ausbildungsmesse und Bewerbungstraining leitet der Aurubis-Chef persönlich ein. Dabei präsentiert sich Toralf Haag mehrfach als Fan: der dualen Ausbildung, diverser Teams und der Industrie. „Industrie ist das wahre Leben! Und mit unserer Initiative Women4Metals fördern wir gezielt die Karriere von Frauen in der Metallindustrie“, betont der Vorstandsvorsitzende. Das passt gut zu mint:dual. Das Schülerinnen-Programm zur Berufsorientierung wird von der TUHH, der Schulbehörde und der Initiative NAT getragen und hat den „Markt der Möglichkeiten“ konzipiert. Ksenija Bekeris ist Schirmherrin. „Es macht etwas mit mir und meiner Berufswahl, wenn ich schon ein wenig weiß, worauf ich mich einlasse“, betont die Schulsenatorin und ermutigt die Schülerinnen, ausgestreckte Hände zu ergreifen. „Kommt mit denjenigen ins Gespräch, die schon ihre Berufung gefunden haben, probiert ganz viel aus, nehmt wahr.“
An sich selbst glauben, mal Metall schrauben
Genau das hat sich Marlene für den Programmtag vorgenommen. Die Elftklässlerin will vorbereitet sein, wenn sie in zwei Jahren das Abi in der Tasche hat. „Ich habe das Gefühl, dass die MINT-Fächer in der Arbeitswelt ein wenig untergehen – keine Ahnung, was es alles für Möglichkeiten gibt.“ Damit ist Marlene genau richtig bei Aurubis und mint:dual. Das Programm geht im September in die zweite Runde, Teilnehmerinnen können individuell Exkursionen und Workshops buchen. Marlenes Freundin Elmira hat beispielsweise das Aluminium-Werk Trimet besucht und bekommt daher auch einen blauen Technikkoffer gestellt. „Cool, mit dem Microbit kann man ganz viel programmieren“, freut sich die 17-Jährige. Gern würde sie „etwas mit Informatik“ studieren, sagt sie und lernt am Stand der TUHH ein neues Feld kennen. „Data Mining bedeutet, dass man Erkenntnisse aus großen Datenmengen zieht, Zusammenhänge herstellt und Vorhersagen macht“, sagt Data Science-Studentin Hannah Feltz.
Im Gespräch bleiben, inhaltsstarken Lebenslauf schreiben
Einen Stand weiter erfährt Elmira, dass tesa Data Science auch als duales Studium anbietet und wie wichtig „IT Security“ für das Unternehmen ist. Bei der Hamburger Hochbahn lernt sie das ausbildungsintegrierte Studium kennen. „Du bekommst deinen Gesellenbrief – und studierst parallel, das honorieren Unternehmen“, sagt Paula Oelze, angehende Elektronikerin für Informations- und Systemtechnik. Die Ausbildung gibt das Grund- und Praxiswissen, das Studium vertieft es, nimmt Elmira mit – und hätte gern noch mehr erfahren und weitere Stände besucht, aber da ertönt der Gong und der zweite Teil zu den Themen schriftliche Bewerbung und Vorstellungsgespräch beginnt. „Kommt gern noch mal später wieder“, sagt Paula. Den Austausch auf Augenhöhe fortsetzen und sich weiter praktisch ausprobieren, das wollen auch die drei Walddörfer Schülerinnen, die ihre mint:dual Erfahrungen auf der Bühne geteilt haben. „Zu sehen, was es gibt, was ich kann und möchte, darum geht es“, sagt Helene. Ihre Freundin Lulu will als nächstes zu den Hamburger Energiewerken. „Wir machen ganz sicher weiter“, so die 15jährige.
mint:dual ist ein gemeinsames Projekt der Behörde für Schule, Familie und Berufsbildung (BSFB), der Initiative Naturwissenschaft & Technik NAT gGmbH (NAT) und der Technischen Universität Hamburg (TUHH). Das Projekt wird vom Bund im Rahmen des MINT-Aktionsplans III gefördert.