Klein und oho
24.04.2024

Klein und ohomint:pink Schülerinnen programmieren Einplatinencomputer bei NXP 

Auf den ersten Blick wirkt Agnes klobig, burschikos und gesichtslos. Doch eine Berührung genügt und sie zaubert ein Lächeln auf das Gesicht der Mädchen: Agnes ist eine Roboterdame, genauer ein Arm mit sechs Gelenken. Die Mädchen sind Luisen-Gymnasiastinnen aus Bergedorf. Unter dem Dach der NXP Deutschlandzentrale treffen beide zusammen. Und das hat viel mit Detlef Dwenger zu tun. Seit zehn Jahren unterstützt der Elektrotechniker das Mädchen-Mutmachprogramm mint:pink mit einem Programmtag beim Chip-Hersteller NXP. Nicht ganz so lange, aber nicht weniger begeistert sind Laboringenieur Torsten Wolthausen und Wirtschaftsingenieurin Julia Tremp mit von der Partie. An diesem Vormittag haben sie einen Cobot, einen kollaborativen Roboter mitgebracht, der auf den Namen „Agnes“ hört.

Bock auf Roboter

Das sei eine Vermenschlichung und vielleicht auch problematisch. „Aber im Endeffekt ist es auch eine Kollegin: Wir arbeiten zusammen“, sagt Julia Tremp und lässt – passend zur Hannover Messe – Agnes eine Visitenkarte aufheben und in einen Schlitz stecken. „Es gibt Variablen, Schleifen, Greifbefehle – der Roboter macht genau das, was man ihm sagt, das ist ein sehr befriedigendes Gefühl“, findet die technische Projektentwicklerin und lädt die Neuntklässlerinnen ein, den Roboter per Hand zu führen. „Das ist die Tür, wer weiß, wann sie wieder aufgeht“, greift Physiklehrerin Lena Schäffer den Leitsatz der Wirtschaftsingenieurin auf, Chancen zu ergreifen und sich auszuprobieren. Und tatsächlich: Nacheinander reichen alle Mädchen Agnes die Hand und staunen, wie elegant und leichtfüßig sich die Sensorik den Berührungen anpasst. „Es fühlt sich fast schon lebendig an, als könnte der Roboter mitdenken“, sagt Klara. „Das ist super faszinierend.“

Hast du Töne?

Es ist zudem super einfach, Agnes zu programmieren, versichert Julia Tremp. „Man stellt einfach nur Blöcke zusammen, das ist so ähnlich wie bei den Microbits.“ Das sind Einplatinencomputer in halber Scheckkartengröße, die man schütteln, kippen und vor allem programmieren kann. Detlef Dwenger präsentiert kurz Oberfläche, Bestandteile und Spezialbefehle: „Nur acht kleine Slides und ihr habt freie Bahn“, verspricht er, „dann will ich euch nicht mehr stoppen.“ Das wäre auch kaum möglich, denn sobald die Rechner hochgefahren sind und die Netzwerke stehen, testen und entwickeln die Mädchen lautstark eigene Projekte. „Dadadum“ tönt es schön schräg aus allen Lautsprechern von der Rückseite der Mikrocontroller: Lotte programmiert ihre eigene Melodie, Anna einen Dreiklang und Jana den Star Wars Soundtrack. „Ich wusste, dass ihr das mit der Musik herausbekommt“, sagt der Elektrotechniker.

Mehr als eine Option

Dank der NXP-Chips, des LED-Rasters und der Sensoren für Temperatur, Licht und Lage geht aber auch das Spiel „Schere-Stein-Papier“, das Jana und Mathilda noch um die Variante „Brunnen“ erweitern. Oder das Projekt digitales Thermometer: „Jetzt sind es schon 31°C“, sagt Ella. Am Aprilwetter draußen kann es nicht liegen, eher am Programmierfieber, das die Mädchen erfasst hat. „Das ist richtig kreativ“, lobt Carolina. Ihre Freundin Klara weiß schon, was sie in den nächsten freien Stunden zu Hause macht: weiter am Microbit programmieren. „Das ist supercool“, sagt sie. Aber auch die Ingenieurin hat Spuren hinterlassen: „Das hat die Robotik viel realistischer für mich gemacht und auch viel erreichbarer – es ist mehr als nur eine theoretische Option“, sagt die 14-jährige und nimmt sich Julia Tremp zum Vorbild: „Ich würde definitiv auch breiter studieren.“

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