
Von Aspirin bis IndigoFerienangebot Chemie der Uni Hamburg öffnet sich für mint:pink
Blaumachen in den Schulferien, das geht. Jana ist dafür extra früh aufgestanden, früher als an Schultagen. Schließlich ist der Weg an die Universität Hamburg (UHH) für die Bergedorferin viel weiter als ins Louisen-Gymnasium. Aber das macht Pause, während das universitäre Wintersemester schon gestartet ist sowie ein Ferienangebot für interessierte mint:pink-Schülerinnen im Fachbereich Chemie. Jana hat sich dafür angemeldet und an ihren ersten beiden Uni-Tagen mit dem Recycling von Kunststoffen beschäftigt, Aspirin hergestellt und eine Vorlesung besucht, die Erstsemester in die Organische Chemie einführen soll. „Ich bin da ganz gut mitgekommen, das ist beruhigend zu wissen“, sagt die Elftklässlerin. Zumal sie noch anderthalb Jahre Chemieunterricht auf erhöhtem Niveau vor sich habe. Was dann komme, sei offen, aber die Verbindung zur Chemie durch echte Einblicke und Begegnungen bereits gestärkt: „Ich finde es immer schwierig, nur anhand von Texten zu wissen, wie ein Chemiestudium wirklich ist“, so Jana.
Freundschaften fürs Leben
Ähnlich ging es auch Skadi Kull als Schülerin bei der anstehenden Entscheidung für ein Studium und auch ihr halfen praktische Einblicke vorab. Das ist im Fall der Berlinerin zwar schon zwanzig Jahre her und betraf mit FU, HU und TU gleich drei Universitäten, war aber nicht weniger effektiv. „Ich wollte herausfinden, ob ich ein Chemiestudium überhaupt leisten kann“, sagt die promovierte Chemikerin, die an der Humboldt Universität studiert hat und heute das Chemie-Schullabor „Molecules & Schools“ der UHH leitet. Verbunden mit einer Botschaft: „Wenn man das will, fleißig ist und nicht gleich den Kopf in den Sand steckt, kann man das alles schaffen.“ Nicht allein, sondern im Team mit Kommilitonen, die dieselbe Stofffülle und Laborarbeit schultern wollen, betont Skadi im Gespräch mit den Schülerinnen. „Im Praktikum verbringt man sehr viel Zeit miteinander, da entstehen Freundschaften fürs Leben.“
Batikeffekte für den Baumwollbeutel
Die Natur verstehen, Farbveränderungen auslösen und analysieren, das begeistert Skadi nach 20 Jahren noch immer – und stößt auf viel Resonanz. „Chemie erklärt, wie die Welt um uns herum aufgebaut ist. In Experimenten kann man das besser nachvollziehen“, sagt Laura, während die Grootmoor-Gymnasiastin eine jeansblaue Baumwolltasche trockenföhnt. Ergebnis des Blaumachens mit Indigo, wie Mitschülerin Lily Minu erklärt. „Wir haben erst den Farbstoff synthetisiert, diesen dann in eine lösliche Verbindung überführt und die Beutel in die Flüssigkeit (Küpe) getränkt. Beim Herausholen hat dann der Farbstoff mit dem Sauerstoff in der Luft reagiert.“ Von Gelb über Grün zu Blau und je nach Faltung des Stoffs sind dabei ganz individuelle Batikmuster entstanden – sowie ein handfestes Souvenir aus einer Woche voller Anwendungen von Pharmazie bis Polymerchemie.
Forschung für Menschen
„Wenn ich ein Medikament herstelle, das Menschen wirklich benutzen, dann hat das einen Sinn“, lobt Lily Minu. Neben der Schule absolviert sie eine Ausbildung zur Chemisch-technischen Assistentin. Danach sei das Chemiestudium eine Option unter vielen: „Es gibt so viele Studiengänge“, so die Elftklässlerin. Im Ferienkurs haben die Teilnehmerinnen über Tutor Marius etwa die Nanowissenschaften kennengelernt. Sie wissen jetzt auch, dass Laborarbeit viel mit Stehen, Aufbauen und Aufräumen zu hat: „Aber daran gewöhnt man sich, das schreckt mich nicht ab“, so Laura. Viel weniger als der Gedanke, sich beruflich festlegen zu müssen. „Ich bin mir komplett unsicher, was ich machen will“, sagt Lotte, Geschichtsprofilschülerin mit Hang zur Chemie. Am Ende des Ferienkurses ist die Corvey-Gymnasiastin jedenfalls um eine Batiktasche und viele Einblicke reicher: „Zu erfahren, wie die Versuche funktionieren, war sehr spannend.“













