Zum Glück gibt‘s Gaming
09.12.2021

Zum Glück gibt‘s GamingWissensvermittlung und Berufsorientierung in einem Format

So mancher Zug ist für den Menschen schon komplett abgefahren: Gegen die Rechenleistung autodidaktischer Programme kommt er beispielsweise nicht an. Wenn Künstliche Intelligenz es aber schafft, die weltbesten Spieler zu schlagen, kann man sie dann nicht auch dafür nutzen, die weltbesten Spiele zu entwickeln? Dieser Frage ist Julius Hartmann in seiner Masterarbeit nachgegangen. Genauer ging es um: „Die Anwendung von Machine Learning Algorithmen im Entwicklungsprozess von Spielen zum Finden von Fehlern im Spieldesign oder der Implementierung“. Der Master of Games hat die Arbeit auf Englisch verfasst, aber auch da ist der Titel kaum kürzer. Umso knackiger das Ergebnis: Bei einem Handy-Spiel fanden die von Hartmann trainierten Agenten Fehler im Spiel-Design, die anschließend ausgemerzt wurden.

Best Buddy gegen Bugs

Das ging problemlos, weil sich das Spiel noch in der Entwicklung befand und Julius Hartmann direkt an der Quelle saß – als Masterstudent war er schon bei dem Spieleentwickler InnoGames beschäftigt, für die er jetzt als Frontend-Entwickler arbeitet. Ein nahtloser Übergang in das Berufsleben und beispielhaft für die Branche, die händeringend Nachwuchs sucht. An diesen wendet sich Hartmann mit seiner Präsentation. „Dann share ich mal meinen Screen“ und teilt seinen Bildschirm mit über 200 Schülern aus 13 Hamburger Oberstufenprofilen und sogar Hochschulgästen aus Jena und Rostock; direkt mit der Initiative NAT, die aus dem Poppenbüttler ECE-Studio eine Online-Schülerkonferenz verbreitet. Die Idee hinter dem „Match Day Gaming & VR“: Wissensvermittlung und Berufsorientierung für eine boomende Branche verbinden.

Die häufigsten Schülerfragen

Das geht mit aktuellen Vorträgen und Schülerfragen zu intelligenter Spieleentwicklung und Virtual Reality (VR) Anwendungen, inklusive einer Abschlussrunde zu passenden Ausbildungsberufen und Studiengängen. Dabei ziehen sich zwei Themen wie ein roter Faden durch die Fragerunden: Verdienstchancen und Voraussetzungen bei Studienbeginn oder Berufsbeginn. Welche Programmiersprachen sich am besten für die Spieleentwicklung eignen und wie er sich diese angeeignet hat, wollen die Jugendlichen vom jungen Master of Games wissen. „Am Anfang meines Studiums konnte ich kaum programmieren und habe dann viel über die Vorlesungen und Module kennengelernt“, sagt Hartmann. Seine Masterarbeit an der HAW Hamburg hat Professor Stephan Pareigis abgenommen. Beim Match Day treffen Prüfling und Prüfer erneut aufeinander.

Erst die Kreativität, dann die Kohle

Dass auch die HAW Bedarf an kreativem Nachwuchs hat, der keine Scheu vor Hardware und strukturiertem Denken hat, macht Pareigis deutlich. „In jedem Fachbereich gibt es die Informatik und da kommen auch die Innovationen her.“ Der Personalbedarf beflügelt bisweilen die Erwartungen – ein Jahresgehalt von 80.000 Euro für Einsteiger sei aber „marktfremd“, sagt Pascal Kümper. Er ist Geschäftsführer der Bizzlogic GmbH, die VR-Projekte umsetzt, bei denen der Kunde das Budget diktiert: „Wir stellen hauptsächlich Enthusiasten ein und decken versteckte Qualitäten auf.“ Eine bessere Zeit als jetzt gebe es dafür aber nicht, ergänzt Dennis Schoubye. Der Leiter der Standortinitiative „Gamecity Hamburg“ kennt die Zahlen von der Nachfrage bis zu den Fördermitteln und betont: „Es ist kein Trend absehbar, der nicht nach oben zeigt.“

Leseempfehlung