Wir stecken mittendrin
10.05.2019

Wir stecken mittendrinDoktorandin Marisa Mohr unterstützt NAT beim Thema KI

Eine Reitbeteiligung in Poppenbüttel, einen Doktorvater in Lübeck und einen Arbeitgeber in Altona: Als hätte Marisa Mohr nicht schon genug um die Ohren, hat sie jetzt noch ein Ehrenamt bei der NAT am Hals. Genau genommen sind es zwei: KI-Expertin und Role Model. Beide Aufgaben hat die 26-Jährige selbst gesucht und mit Begeisterung übernommen. So erklärt sie Jugendlichen auf der Fahrt im ICE nach Rostock, wie Mustererkennung bei KI funktioniert – wertvolle Grundlagen für die Geschäftsideen, die vier Oberstufenteams im Rahmen des Begabtenprogramms mint:pro in der Variante „Start-up & KI“ ausarbeiten wollen. Nebenbei erzählt die Mathematikerin von ihrem Studium, ihrer Promotion über „Zeitreihendaten“ und dem Beruf eines „Machine Learning Engineer“. Ein Titel, den Marisa nicht nur auf ihrer Visitenkarte trägt, sondern bei dem IT-Dienstleister inovex mit Leben füllt. Noch Fragen?

Marisa, warum liegt dir die Mädchenförderung so am Herzen?

Ich habe es ja selbst durchlebt, dass Mädchen in den IT-Berufen total unterrepräsentiert sind und gleichzeitig in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, wie viel besser die Atmosphäre in gemischten Teams ist, man stimmt sich aufeinander ab, es gibt keine Außenseiter. Warum trauen sich Mädchen da so wenig ran? Ich glaube, sie werden schon in der Schule zu wenig motiviert und es fehlen die Vorbilder. Ich selbst hatte am Ende meiner Schulzeit eine junge Mathelehrerin, das hat mich sehr beeinflusst. Aber das war auch Glückssache. Während sich das Klischee, Mädchen könnten kein MINT, hartnäckig hält. Selbst in meinem Studium in Dortmund hat ein Professor in einer Vorlesung geäußert, Mathe sei nichts für Frauen. Von dem habe ich mich dann tatsächlich ferngehalten. Und T-Shirts mit dem Aufdruck „Ich kann keine Mathe“ sollte man verbieten. Damit bekommt man keine Diversität hin.

Dafür bist du jetzt selbst ein Vorbild: Was willst du erreichen und wie soll das gehen?

Mir geht es um die Frage, wie kann ich andere Menschen dazu bringen, sich für meine Themen zu interessieren und ihre Abwehrhaltung gegen KI aufzugeben. Ich habe das jahrelang studiert, da steckt sehr viel dahinter. Das herunterzubrechen und so kurz wie einfach erklären zu können, ist mir ganz wichtig. Als ich noch zur Schule ging, wusste ich weder, dass es künstliche Intelligenz gibt, noch was man mit Mathematik überhaupt machen kann. Ich dachte, man wird damit Lehrer. Jetzt arbeite ich bei einem IT-Dienstleister, der sehr innovationsgetrieben denkt und Technologieprojekte voranbringt. Davon profitiert auch meine Promotion, bei der es um Zeitreihendaten geht: Ich versuche dabei, mit weniger Daten und mehr Strukturen zu arbeiten. Nebenbei schreibe ich auf dem inovex Blog, unterstütze „CyberMentor“, eine MINT-Plattform für Mädchen, oder eben NAT. All das geht nur, weil alle Beteiligten Rücksicht nehmen!

Umso mehr bedanken wir uns für deinen Einsatz. Wie findest du das mint:pro Projekt?

Das ist ein super spannendes Projekt! Aber auch groß angelegt: Start-up und KI in einem halben Jahr – daraus könnte man glatt zwei verschiedene Themen machen. Es reicht ja erst einmal zu wissen, dass man Bilder klassifizieren kann, damit kann man sich schon ein halbes Jahr auseinandersetzen, wenn man will. Andererseits haben die Schüler so die Chance, in beide Bereiche reinzuschnuppern und dann eigene Schwerpunkte zu wählen. Wollen sie sich mehr um das Start-up kümmern und einen Business Case entwickeln oder um ein kleines Problem bei der KI? Schockierend finde ich, dass immer noch nicht alle Schüler in Informatik unterrichtet werden. Das steht für eine Bildungspolitik, die das Thema verdrängt und allenfalls in Schlagworten über Digitalisierung redet. Dabei ist das längst kein Zukunftsthema mehr, wir stecken mittendrin!

Terminvorschlag, 12. Juni: Das Unvorhersagbare vorhersagen

Wer Marisa persönlich kennen lernen möchte, hat dazu am 12. Juni in Hamburg Gelegenheit. Auf einem Meet-up bei inovex, Friesenweg 4, Haus 13 spricht sie über das Thema „Das Unvorhersehbare vorhersagen“, genauer Zeitreihen, das Thema ihrer Promotion, und eine Kollegin über Chatbots. Eine Frauenpowershow und ein Termin zum Netzwerken und Gedankenaustausch. Herzliche Einladung

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