Mit Detektivarbeit zum Footprint
03.07.2023

Mit Detektivarbeit zum FootprintFlughafen Hamburg gibt Jugendlichen Einblicke in CO2-Bilanzierung

Komplexe Themen verständlich zu erklären ist per se nicht einfach. Wenn das Thema jedoch Emissionsdaten sind und das Publikum nicht unbedingt vom Fach, dann ist das eine echte Herausforderung. Und dennoch ist Julian Klaaßen, seit 2017 Umweltingenieur am Flughafen der Hansestadt, an diesem Vormittag mit einer Mission gekommen: Den anwesenden Schülerinnen und Schülern aus dem Programm clean:tech das Thema Carbon Management näherzubringen. Das Programm ist ein Vorhaben der Initiative NAT, welches durch die Behörde für Wirtschaft und Innovation mit Mitteln aus dem Klimaplan nun bereits im zweiten Jahr gefördert wird. Der Energiebunker im Stadtteil Wilhelmsburg ist an diesem Mittwoch Veranstaltungsort für den dritten Programmtag rund um das Thema CO2-Footprint. Dabei im Fokus: Die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit Emissionen sowie der unternehmerischen und eigenen Verantwortung.

Der lange Weg zu NetZero

Seit knapp 15 Jahren berechnet der Flughafen Hamburg nun bereits seine CO2-Bilanz und ist damit ein Vorreiter in Deutschland. Und nicht nur hier hat der Hamburger Airport vielen Unternehmen etwas voraus, auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen ist dieser seit drei Jahrzehnten ein echtes Paradebeispiel. Mit dem NetZero-Plan ist das Ziel klar definiert: Bis 2035 die Emissionen auf null senken, „wohlgemerkt Emissionen von fossilen Energieträgern“, so Klaaßen, der als Projektleiter für das Thema CO2-Neutralität verantwortlich ist. Fallstricke und Komplexität der jährlichen Bilanzierung zeigen sich schnell und die Jugendlichen sind verwundert, wie ein Airport mit emittierenden Flugzeugen emissionsfrei werden kann. „Der eigentliche Flugbetrieb liegt bei den Airlines, da können wir nur Anreize schaffen“, antwortet der Umweltingenieur und erzählt von direkten und indirekten Emissionen, von deren Kategorien (Scopes) und in welchen Fällen ein Ausstoß nicht in die eigene Bilanz fällt.

Daten sammeln, Fakten prüfen

Ziele zur Einsparung und entsprechende Maßnahmen sind im sogenannten Carbon Management Plan festgehalten, doch dieser muss im jährlichen Audit überprüft und evaluiert werden. Eine Aufgabe, die eine akribische, fast detektivische Arbeit verlangt. Aus allen Abteilungen werden Verbräuche von Materialien oder Treibstoffen, die Arbeitswege alle Mitarbeitenden und der Transport von Gütern erfasst. Einsparungen etwa durch den Einsatz sauberer Energieträger werden mit eingerechnet, Kompensationen ebenfalls und die Plausibilität aller Daten geprüft. „Das alles zu tracken ist sehr aufwendig“, gibt Klaaßen zu bedenken. Doch zukünftig wird eine CO2-Bilanzierung für immer mehr Unternehmen bundesweit verpflichtend werden. „Das wird eine echte Datenflut“, kommentiert er und zeigt die imposanten Tabellen der Bilanzierung des Vorjahres.

Die richtigen Maßnahmen ergreifen

Von der Vielfalt der Maßnahmen zur Einsparung und Kompensation von Emissionen konnte sich ein Teil der clean:tech-Schüler einige Wochen zuvor beim Besuch auf dem Flughafengelände selbst ein Bild machen. Diese reichen vom Einsatz erneuerbarer Energien, über nachhaltige Mobilitätskonzepte, Aufforstung hin zur Landstrompflicht für wartende Flugzeuge und fließen in das Audit mit ein. Am Ende des Verfahrens steht jedoch eine simple Zahl, die es in sich hat - der Emissionswert. Bewertet und zertifiziert durch eine externe Stelle, darf sich der Hamburger Flughafen nach Abschluss im Bestfall klimaneutral nennen. Am Ende beeindruckte Gesichter und Beifall der Jugendlichen, die nun die Berechnung des eigenen CO2-Footprints vor sich haben. Das Vorhaben nicht im gleichen Maße komplex, doch eben genauso wichtig!

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