Mein Ticket in die Technikwelt
27.04.2023

Mein Ticket in die TechnikweltInterview mit mint:pink Alumna Susan

Moin, ich bin Susan und habe 2015 als eines von über 130 Mädchen am Programm mint:pink teilgenommen. Inzwischen studiere ich Medizintechnik im 9. Semester an der HAW Hamburg!

Mein Ticket in die Technikwelt 

Vor 8 Jahren war ich selbst mint:pink-Teilnehmerin und wahrscheinlich genauso ahnungslos von der MINT-Welt wie Ihr. In der neunten Klasse habe ich mich nicht mit Technik beschäftigt. Weder Physik noch Mathe waren meine Lieblingsfächer. Mit Mathe konnte ich nichts anfangen, Physik war ein elendiges Muss und Informatik? Ich war ohnehin mit meinem eigenen Bildschirm überfordert, da kam das Programmieren nicht infrage. Das einzige naturwissenschaftliche Fach, in dem ich mithalten konnte, war Chemie. Letztendlich nahm ich an mint:pink teil, weil es spannend klang.

Gleich an meinem ersten Programmtag fiel ein Wort, das mir unbekannt war: Medizintechnik. Medizintechnik war ein Berufsfeld, von dem ich nicht mal wusste, dass er existierte - heute aber studiere ich es. In den fünf Programmtagen habe ich nicht nur neue Interessen entwickelt, sondern viel von der Berufswelt mitbekommen. Es hat Spaß gemacht mit unserer kleinen Mädchengruppe in neue Welten einzutauchen. Am Anfang unserer Reise haben wir alle einen Ordner bekommen. Den habe ich heute noch!

Nach mint:pink verlor ich die Technik aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn 

In der zehnten Klasse habe ich mich gegen ein Physikprofil entschieden, aber für ein Chemieprofil. Nach meinem Abitur machte ich ein halbes Jahr lang Pause. In dieser Zeit stellte ich mir nicht nur Fragen über meine Zukunft, sondern bemerkte auch, dass ich wieder lernen wollte. Ich wollte studieren, aber schwieriger zu beantworten war: Was? Rein zufällig bin ich auf den Studiengang „Medizintechnik“ gestoßen. Ich erinnere mich bis heute gut an meinen ersten Programmtag und das Interesse, das ich während des Vortrages entwickelte. Es bestärkte mich darin, weiter mit dem Gedanken zu spielen, doch etwas Technisches zu studieren. Ein Blick auf die Module schreckte mich jedoch ab: So viel Physik und Mathe. Es schwang von Anfang an immer ein bisschen Angst mit. Was ist, wenn mir das zu schwer wird? Was, wenn ich es anfange und es mir überhaupt kein Spaß macht? In der Schulzeit zweifelte ich oft an meinem Können. Aber ich hatte es satt, immer nur über die Risiken nachzudenken. Man sollte seinen Zweifeln nicht aus dem Weg gehen, sondern sie gleich konfrontieren. Und das habe ich gemacht. Ich habe mich beworben.

Alles ergibt plötzlich einen Sinn

Heute befinde ich mich im neunten Semester meines Medizintechnikstudiums und könnte nicht zufriedener sein. Schon an meinem ersten Uni-Tag wurde ich mit Physik, Mathe und Informatik konfrontiert. Aber im Gegensatz zur Schule hat es plötzlich Sinn ergeben, was ich lernte und vor allem warum. Das, was in Mathe gerade noch Theorie war, fand in einem anderen Fach seine Anwendung. Im fünften Semester musste ich mich für einen Schwerpunkt entscheiden. Zur Auswahl standen Biomechanik (dazu gehören unter anderem Implantate), Gerätetechnik oder medizinische Informatik. Tatsächlich entschied ich mich für medizinische Informatik. Weil ich noch mehr Praxiserfahrung sammeln wollte, habe ich an einem Projekt mitgearbeitet und durfte meinen eigenen Mikrocontroller programmieren. Das war ein richtiges Erfolgserlebnis!

Zweifeln gehört dazu

Natürlich hatte ich während des Studiums auch schwierige Momente. Oft sind es Phasen, wo man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Habe ich den richtigen Studiengang gewählt? Bin ich als Ingenieurin geeignet? Was ist, wenn ich nicht schlau genug bin und die Aufgaben nicht hinbekomme? So viele Selbstzweifel und Risiken, die man eingehen muss. So viele Ängste, die man nicht kontrollieren kann. Aber das sind meistens Phasen, in denen man sich selbst wieder unter Beweis stellen muss. Aber das ist okay. Man muss nicht für jedes Fach Feuer und Flamme sein. Man muss nicht alle Themen verstehen. Wenn man seine Stärken erst einmal für sich entdeckt hat, welchen Wert haben dann noch die Schwächen? Im Studium kann man von Null an beginnen, Gleichgesinnte treffen und natürlich auch sich selbst neu kennenlernen. Ich hätte nie gedacht, dass mir der technische Bereich Spaß bringen könnte. Hätte man meinem früheren Ich gesagt: „Hey Susan, du gehst mal in die Entwicklung von Medizinprodukten“, hätte ich es niemals geglaubt.

Nutzt die Chance! 

Das Schöne am Programm mint:pink ist für mich, dass es ein Angebot an ist. Es ist egal, ob ihr gut oder schlecht in den MINT-Fächern seid. Ihr müsst an den Programmtagen niemandem etwas beweisen. Weder ein Lehrer noch ein anderer Erwachsener stellt euch unter Druck. Keiner benotet Euch oder verlangt von Euch, hinterher ein MINT-Fach zu studieren. Mein Rat ist, vollkommen offen zu sein. Macht an den Programmtagen ohne Vorurteile mit. Vielleicht habt Ihr während der Schulzeit schlechte Erfahrungen mit den MINT-Fächern gemacht, dann ist mint:pink eine Möglichkeit, diesen eine zweite Chance zu geben. Vielleicht erwartet Euch eine Überraschung und Naturwissenschaften aus einem neuen Blickwinkel zu sehen, macht plötzlich Spaß. Deshalb empfehle ich jeder von Euch: Macht mit und nutzt die Chance!

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