Knoten gelöst
16.05.2023

Knoten gelöstmint:pink navigiert sich durch die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Bugstrahlruder, Echolot, Radargerät – die Brücke am Fahrstand der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) ist komplett. Nur das Steuerrad ist etwas kleiner ausgefallen, aber das spielt für ein virtuelles Manöver im Waltershofer Hafen keine Rolle, wie Doktorand Marcus Döscher versichert: „Wenn wir hier einen Kapitän ranstellen, würde er sich sofort wohlfühlen.“ Das gilt selbstverständlich auch für angehende Kapitäninnen, denn an diesem Vormittag sind mint:pink-Teilnehmerinnen der Gymnasien Buckhorn und Lohbrügge zu Gast in der BAW. Mariella und Lina haben Platz auf der Brücke genommen und lassen sich Steuerhebel und Anzeigen erklären: Minus für Backbord, Plus für Steuerbord und einen Motor, der schon bei 20 Umdrehungen pro Minute startet. Schließlich hat ein Containerriese nun einmal sehr viel Masse, die bewegt werden muss.

Der Moment der Trägheit  

Wie träge die Meeresgiganten auf Ruderimpulse reagieren, haben die Lohbrügger Schülerinnen schon in der Versuchshalle der BAW erfahren, als sie ein schwer beladenes Modellschiff durch einen Parcours steuerten. „Hier sieht das schön klein aus, aber im echten Leben ist dieses Schiff 360 Meter lang – und entsprechend langsam“, erklärt Jonathan Frey. Der Physiklaborant lässt täglich Modellschiffe Zickzack und Drehkreise fahren, um ihr Manövrierverhalten im Flachwasser zu untersuchen. Die Daten landen dann bei Ingenieur Döscher und damit irgendwann in der Schiffsführungssimulation. „Alle im Haus kennen Marcus, weil er immer so viele Ressourcen braucht“, scherzt seine Chefin Ingrid Holzwarth. Die promovierte Bauingenieurin leitet das Referat Küsteningenieurwesen am Standort und hat den mint:pink Tag organisiert. Von ihr lernen die Mädchen, dass die Bundesoberbehörde BAW vor allem berät, forscht und neutral auf Themen wie „Fahrrinnenanpassung“ schaut, in der Öffentlichkeit besser als „Elbvertiefung“ bekannt.  

Das Meistern der Extreme

Aber all das lässt sich anschaulicher in der Praxis erfahren, findet Holzwarth und übergibt an ihre Mitarbeiter. Schon in der Versuchshalle durfte Mariella als erste ans Steuer: „Das war zunächst stressig, ich musste mich sehr konzentrieren“, erzählt die Neuntklässlerin. Aber nach der ersten gemeisterten Tonne habe sie verstanden, die computereigene Vorhersage für die Navigation zu nutzen. Eine gelungene Premiere, wenn auch in einer perfekten Wasserwelt: Kein Wind, kein Wellengang, kein Gegenverkehr stört die Datenaufnahme in der Versuchshalle. In die virtuelle Welt kann Simulationsmeister Döscher dagegen Sturm, Nebelwände und querfahrende Schlepper hineinzaubern. Zum Start des Manövers lässt er es aber noch ruhig angehen. „Ihr fahrt jetzt 0,2 Knoten“, sagt der Schiffbauingenieur, nachdem Lina den Motor gestartet hat. Da hält die Schülerin noch mal inne: „Wo müssen wir denn überhaupt lang?“, fragt sie. 

Die Kraft der Begegnung

Beinahe wäre das Ziel des Manövers untergegangen, aber nun blicken die Schülerinnen flussabwärts: rechts Kräne, links Frachter, vor sich ein Meer aus Containern und weit dahinter die Fahrrinne. „Das Gute ist, es kann nichts kaputtgehen“, macht Ingrid Holzwarth Mut und bewundert, wie souverän Mariella und Lina zwischen Parkhafen und Bubendey-Ufer vorbeisteuern. Auch die Schiff-Schiff-Interaktion wird gemeistert und der Ausflug von den Schülerinnen gelobt: „Man hat mehr gelernt, weil man auch viel selbst machen durfte“, sagt Mariella. Wie man ein Schiff lenke, moderne Technik nutze und Knoten in Stundenkilometer umrechne – die Schülerin weiß es jetzt. „Es war gut organisiert und informativ“, ergänzt ihre Mitschülerin Helene. Nur die Ausbildungsgänge seien noch offen geblieben, aber auch da hat Holzwarth vorgesorgt. Zum Abschluss gibt es noch ein Speeddating mit Ingenieurinnen. Anheuern erwünscht!

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