Fünf Programmtage und ein Ziel: engagierte Industrie- und Handwerksbetriebe kennenlernen, nach sauberen Technologien fragen und am Ende ein eigenes kleines Rechercheprojekt starten. Das will, grob gesagt, das neue Mittelstufenprogramm clean:tech der Initiative NAT ermöglichen und hat dazu in diesem Jahr einen ersten Piloten mit fünf Stadtteilschulen auf den Weg gebracht.
Fünf junge Mitreisende und ihr Feedback: Avid, Denny, Jakob, Lasse und Lena besuchen die Klasse 10f der Gyula Trebitsch Schule in Tonndorf (GTST). Die 15-Jährigen haben sich nicht nur freiwillig für die Teilnahme an dem Pilotprogramm gemeldet, sondern standen der NAT auch noch Rede und Antwort.
Fünf Fragen und ein dickes Dankeschön an die Fünf!
Warum habt ihr euch für clean:tech angemeldet?
„Es hat sich besonders angehört: Saubere Technologien, Nachhaltigkeit und da machen halt auch nicht alle Leute mit“, sagt Jakob. Exklusivität ist also einer der Trümpfe des Programms. Der zweite ist der Faktor „tech“, wie Jakob hinzufügt: „Ich interessiere mich für Hardware, Maschinen und Automatisierung – allgemein alles, was mit Technik zu tun hat.“ Für Lena dagegen ist der Part „clean“ ausschlaggebend: „Ich finde wichtig, dass wir jetzt was tun – nicht nur die großen Unternehmen oder die Politik, sondern auch jeder einzelne Haushalt.“ Das passt gut zu der Motivation ihrer Mitschüler, die sich wie Denny fürs Recyceln kaputter elektronischer Geräte begeistern oder fürs Energiesparen: „Was kann man tun, um einen Haushalt effizienter zu machen oder den PC?“, fragt Lasse und findet viele Antworten bei seinem Tischnachbarn Avid: „Ich habe damit sehr viel Erfahrung, weil mein Vater ein Sparfuchs ist“, so der 15jährige trocken.
Was habt ihr aus dem Programm mitgenommen?
„Wir hatten einen Ansprechpartner, konnten Fragen stellen und haben direkt Antwort bekommen: Man redet ja nicht jeden Tag mit Vertretern einer Firma wie Aurubis“, sagt Denny. Gelernt hat der 15-Jährige dabei auch, werbewirksame Zertifikate zu hinterfragen. Das gilt für „klimaneutralen Strom“, wenn dahinter Kompensation statt Strom aus Windrädern oder Solaranlagen steht, ebenso wie für die Auszeichnung der GTST zur „Klimaschule“: „Es ist noch in Arbeit, dass wir klimaneutral werden“, stellt Lena fest. Das Programm habe ihr bisher viel Spaß gemacht, am meisten die schulübergreifende Zusammenarbeit: „In der Gruppenarbeit lernt man die Gedanken von Interessierten aus anderen Schulen kennen“, lobt Lena.
Wollt ihr euch zukünftig mehr mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen – auch privat?
„Mein Vater möchte demnächst Solarplatten aufs Dach bauen und etwa 500 Meter entfernt gibt es eine Elektroladestation, aber das ist die Ausnahme“, erzählt Avid. Er arbeitet gern mit den Händen und hat schon drei Praktika in Autowerkstätten hinter sich, aber einen Benziner zum Elektroauto umzubauen, wie es bei clean:tech vorgestellt wurde, ist für die Schüler ganz und gar unbekannt. „Ich habe ja kein Auto“, stellt Denny nüchtern fest. Insgesamt sei das Thema Nachhaltigkeit bei Jugendlichen angesichts der Flut aktueller Probleme auf dem Rückzug, meint er. Bei Lena, die mit ihrer Familie in einer Genossenschaft wohnt, ist vor allem der Handlungsspielraum begrenzt: „Es gibt so viele Auflagen, das funktioniert nicht.“ Sie setzt auf die neue Genossenschaftsleitung.
Und bezogen auf eine Berufsperspektive: Hat euch das Programm da weitergebracht?
„Ich finde Handwerk an sich total interessant und in Zusammenhang mit dem Klimawandel ist das sehr zukunftsorientiert, aber noch ist bei mir alles offen“, sagt Lena. Wie die vier Jungs will sie Abi machen. Anschließend möchte Avid Mathelehrer werden, Jakob Ingenieur und Lasse weiß, was er nicht will: Wie in der Corona-Zeit von zu Hause arbeiten und lange vor dem Rechner sitzen. „Ich will einen handwerklichen Beruf machen und möglichst draußen arbeiten“, sagt der Hobby-Windsurfer. Denny will in die IT-Branche gehen – als Verkäufer: „Ich kann sehr gut reden“, sagt er selbstbewusst. Die Mitschüler kichern, aber niemand widerspricht: Denny hat schon als Grundschüler im Zug Lose verkauft, heute sind es magische Portemonnaies aus dem 3D-Drucker.
Was sagt ihr Neuntklässlern, wenn sie euch nach clean:tech fragen?
„clean:tech ist ein Programm, wo man viel über Umwelt, Klimaneutralität und CO2-Sparen lernt“, resümiert Lasse. „Man geht in Unternehmen rein, die man vorher vielleicht gar nicht kannte, und erfährt, was die fürs Klima tun.“ Darüber tauscht man sich anschließend auch mit Jugendlichen anderer Schulen aus: „Das ist ein großes Gruppenprojekt“, lobt Lena. Das Programm sei gut, könne aber noch besser werden: Avid hätte gern mehr Input auf die Frage, wie man im Alltag klimaneutral werden kann. Jakob wünscht sich mehr Unternehmensbesuche sowie mehr Infos im Vorwege und Denny mehr Anschauung als Vorträge: „Wir haben zwei Stunden zugehört und nicht wirklich was gesehen“, sagt der Verkäufer in spe und wird von Lena bestärkt: „Wenn ein praktisches Erlebnis dabei ist, bleibt es auch länger im Gedächtnis.“ Besser kann man die Grundidee der Initiative NAT nicht zusammenfassen.