Einsteigen, bitte
15.06.2023

Einsteigen, bitteSchülerinnen programmieren eine Signalanlage bei der HOCHBAHN 

Der Notizzettel bleibt links liegen. Johanna und Jurina sind lieber rein digital am Laptop unterwegs und legen direkt los: Code kopieren, Variablen anpassen, dann das Programm auf den Arduino laden. „Das ist gar nicht so schwierig“, findet Johanna und klickt auf den Pfeil unterhalb der Menüleiste. Nach ein paar Sekunden leuchten zwei rote LEDs auf dem Steckbrett auf, die Querstraße bekommt Grün – eine Kreuzungssteuerung wie aus dem richtigen Leben. Darum geht es am zweiten mint:pink Programmtag für 13 Neuntklässlerinnen vom Gymnasium Oberalster: Die Ausbildungs- und Berufsvielfalt bei der Hamburger Hochbahn AG kennenlernen, aber auch mal ganz konkret in die Rolle einer angehenden Elektronikerin schlüpfen. Und die kommt an der Programmierung von Mikrocontrollern nicht vorbei. „Die Zukunft wird immer digitaler und auch wir stellen uns darauf ein“, sagt Marco Krause, der den HOCHBAHN-Nachwuchs im Bereich Elektronik ausbildet. 

Türen öffnen 

Keine Frage, das Traditionsunternehmen geht mit der Zeit und baut „Self-Service Terminals“, wo vor gut hundert Jahren noch Schalterbeschäftigte saßen. Dass sie in der Hellbrookstraße in Barmbek einen U-Bahn-Betriebshof von 1911 besuchen, ist den Schülerinnen nicht bewusst. Bei der Frage nach dem Gründungsjahr im Begrüßungsquiz von Carolin Ritter daher unentschlossene Gesichter. Um Entscheidungen geht es auch im weiteren Verlauf des Tages, denn die Koordinatorin aus dem Bereich Personalmarketing möchte den Mädchen technische Ausbildungen von der Mechatronik bis zur IT näherbringen. Die Vorteile einer Ausbildung werden deutlich, doch Frau Ritter betont ebenfalls die vielfältigen Karriereoptionen. „Nach einer praktischen Ausbildung sind die Türen nicht zu: Man kann auch im Anschluss noch studieren“, betont sie und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen eines dualen Studiums der Betriebswirtschaft bei der HOCHBAHN. 

Verkehrstauglich programmieren

Ob Türen noch geöffnet oder bei Abfahrt des Zuges ordnungsgemäß geschlossen sind, erfassen in den U-Bahnen Sensoren. Und ob der Fahrstuhl zum Gleis auch tatsächlich kommt, wenn man ihn per Knopfdruck anfordert, alles eine Frage der Steuerung und damit der richtigen Programmierung. Und in diese bekommen die Mädchen beim Besuch praktische Einblicke: Im Setup die Grundeinstellungen für die Ein- und Ausgänge festlegen und per Schleifenfunktion „loop“ die Anweisungen unendlich oft wiederholen lassen. Das funktioniert, finden Team Johanna und Jurina. Aber der Ausbilder hat für ihr Ampelmodell noch einen Tipp parat: „Stellt euch die Situation vor, das würdet ihr im Straßenverkehr so sehen“, sagt Herr Krause und zeigt auf die entsprechenden Stellen des Programmcodes. 

Optimismus hat Vorfahrt

Johanna überlegt kurz, dann reduziert sie die Wartezeit zwischen viermal „low“, zwei rote und zwei grüne LEDs gehen aus, und viermal „high“, in der die gelben Lichter angehen. „Wenn ich das ganz auf null setzen würde, würden die immer leuchten“, erklärt die 15-Jährige. Ein Zustand, der bei der Verkehrsbehörde ebenfalls nicht durchgehen würde, weil viermal Gelb an einer Kreuzung gleichzeitig viel zu gefährlich wäre. „Wir haben am Ende auch die gelben Lichter zeitversetzt geschaltet“, erklärt Luisa für ihr Team, der das Programmieren viel Spaß gemacht hat. „Es ist spannender und vielfältiger als ich dachte, ich bin positiv überrascht“, das Resümee der 15-Jährigen. Und in der Abschlussrunde wird deutlich, darin sind sich alle Schülerinnen einig. 

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