Den Durchblick behalten
26.04.2018

Den Durchblick behaltenmint:pink Norderstedt im Schülerlabor „Light & Schools“

Es ist der Praxisbezug, der zählt. Da wäre es doch spannend zu wissen, unter welchem Lichtspektrum man gerade in Deutschlands größtem Beschleunigerzentrum gegessen hat: Jelena schiebt den Teller beiseite, holt ihren selbst gebauten Spektrographen aus der Tasche und blickt hindurch – gegen die Leuchtstoffröhren in der Desy-Kantine. Man sieht ein schwaches Lichtband mit Blau-, Grün- und Rotanteilen, konstatiert sie. „Hätten wir draußen gegessen, wären noch Gelb, Violett, alle Regenbogenfarben dabei gewesen.“ Jelena ist eine von 22 Norderstedter Schülerinnen, die an diesem Vormittag das Schülerlabor „Light & Schools“ der Universität Hamburg besucht. Der Laserphysiker Professor Klaus Sengstock hat es vor knapp zehn Jahren ins Leben gerufen, um Mittelstufenschülern den direkten Alltagsbezug der Physik vor Augen zu führen.

Nicht von Pappe

Seitdem haben schon viele Schüler einfache Spektrographen aus Pappe, dunklem Klebeband und alten CDs gebastelt – darunter auch viele mint:pink Schülerinnen. Sie halten sich aber an diesem Vormittag nicht lange mit Kunst am Karton auf, es geht schließlich eher um die großen Fragen der Physik: „Amplitude und Wellenlänge auf verständliche Art und Weise erklärt", lobt Lisa vom Lessing-Gymnasium die Physikstudierenden, die das Programm begleiten. Beim Blick durch ihren eigenen Spektrographen mit sonnengelbem Klebeband hat die 14-Jährige allerdings genau diese Farbe vermisst: „Wir haben diskutiert, dass wir Gelb nicht sehen konnten und ob man es sehen müsste, wenn man genauer arbeiten würde und nicht nur mit einem fusseligen Lichtschlitz.“

Selbst experimentiert ...

Eine Frage für den zweiten Exkursionsteil, der im Labor stattfindet und unterschiedliche Stationen bietet. An der ersten dürfen die Schülerinnen mit einem Spektrometer das Licht der Umgebung untersuchen, aber auch Leuchtmittel, die mit unterschiedlichen Elementen wie Wasserstoff oder Helium gefüllt sind. Im Unterschied zu den selbstgebauten Spektrographen besteht hier die Möglichkeit, die Spektren auszumessen und abzuspeichern. Ein Softwareprogramm macht es möglich – und Pia und Lilly geradezu erfinderisch: „Wir haben das Grün des Rasens und das Grün an der Wand verglichen oder auch alle möglichen Lampen hier im Gebäude gemessen, das hat Spaß gemacht“, sagt Lilly. Außerdem haben die Lise-Meitner-Gymnasiastinnen festgestellt, dass das Spektrum von Wasserstoff aus einem einzigen roten Peak besteht.

... und schon kapiert

Die erste Lehre an diesem Tag: Jeder reine Stoff hat ein charakteristisches Spektrum, mit dem ich ihn identifizieren kann. Die zweite: Das Licht von Haushaltslampen lässt sich nicht genau beschreiben, weil es nicht aus einzelnen Atomen, sondern aus Gasgemischen besteht. Ganz schön schwerer Tobak für Achtklässlerinnen, der aber zum Glück ganz praktisch daherkommt: An der nächsten Station untersuchen Maila und Lynn gerade mit einem Adapter für Flüssigproben und einer UV-Lampe unterschiedliche Lichtschutzfaktoren. Hilft Sonnencreme tatsächlich? „Ja, beim Lichtschutzfaktor 50 kommt das blaue Licht nicht so stark durch wie bei 20“, sagt Lynn. Zum Abschluss untersucht sie noch das Licht der Kerze: Gar nicht so einfach, dass Messgerät ruhig und in der passenden Entfernung an der Flamme zu halten, aber schließlich zeigt das Spektrum wenig Blau, viel Rot und Gelb – warmes Licht. Aber ist das tatsächlich Gelb oder mehr Orange? Lisa kann es kaum erwarten, dieser Frage selbst nachzugehen: „Sehr spannend, man kriegt ganz neue Einblicke.“

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