NAT 4.0
22.05.2018

NAT 4.0Zukunftsrat „Digitales und Zukunftstechnologien“ gestartet

Es ist ein selbstlernendes Experiment: Einfach mal zum Hörer greifen und die Gründerin einer Online-Plattform für Ökostrom, die Leiterin des MINT-Referats der Schulbehörde oder eine 15-jährige mint-pink Teilnehmerin zu einer Mitgliedschaft im NAT Zukunftsrat einladen. Erklären, dass es um die Megathemen Digitalisierung, Zukunftstechnologien und die Neuausrichtung einer Initiative geht, die sich seit zehn Jahren in Hamburg um naturwissenschaftlich interessierten und technisch versierten Nachwuchs kümmert. Und siehe da, zwanzig Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Behörde und Schule sagen zu. Ja, mehr noch, sie nehmen sich die Zeit, an einem sommerlich schönen Schulnachmittag in der Körber-Stiftung anzutreten, um mit anderen, ihnen noch unbekannten Mitgliedern zu diskutieren. Etwa über den arg strapazierten Begriff der Digitalisierung, die Chancen und das Image der Informatik oder den Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält: die Bildung im 21. Jahrhundert.

Was kommt da eigentlich auf uns zu?

Wer die Zukunft der Initiative NAT verstehen will, muss ihre Geschichte kennen. „2007 sind wir angetreten, die Lehrer über Anwendungsbeispiele für technisch-naturwissenschaftlich ausgerichtete Profile zu begeistern, jetzt wollen wir das bei den Themen Digitalisierung und Zukunftstechnologien tun“, sagt Sabine Fernau. Die NAT-Geschäftsführerin bringt dabei auch eigene Fragestellungen mit, nach der Zukunft des Lernens beispielsweise. Und ein „wunderbares Netzwerk, das mir eigentlich diese Fragen beantworten oder sich zumindest gemeinsam auf den Weg machen kann, um Antworten zu finden.“ Die Idee des NAT Zukunftsrates war geboren, der nun auch personell gestartet ist: Die Mitglieder wollen klären, wo und wie Schulen unterstützt werden können, den Technikwandel besser zu verstehen und voneinander zu lernen.

Welche Schule hat Zukunft?

Zwei Stränge kristallisieren sich dabei in der Grundsatzdiskussion heraus: Der eine verfolgt die Anforderungen neuer Berufsbilder mit Schnittstellen zur Informatik, wie Risikokapitalgeber Rolf Mathies deutlich macht: „Wir brauchen auch Leute, die Visionen haben für die Geschäftsfelder, die in Zukunft gefragt sind“, so der neue Partner der NAT. Das betreffe die satellitengestützte Vermessung der Welt genauso wie Meeresforschung per Drohne oder Big Data in der Biologie. „Wir sind erst am Start der Revolution: Wie können wir junge Menschen heute schon dafür begeistern?“ Das ist die alte Kernfrage der NAT, die nun neue gesellschaftliche Entwicklungen stärker einbeziehen will. Sie wird ergänzt durch einen zweiten Strang, der die Systemfrage Schule stellt. „Schule muss sich nach der Gesellschaft richten und nicht umgekehrt“, betont Johannes Wulf, Schulleiter der Sankt-Ansgar-Schule.

Wer lernt von wem?

Dabei steht weder die mediale Ausstattung der Schulen, noch der digitale Unterricht im Vordergrund: „Guter Unterricht kann auch analog funktionieren“, so Wulf. Es gehe darum, ein Grundverständnis für die Entwicklungen zu bekommen, etwa indem bereits Fünftklässler einen Einplatinenrechner „Raspberry Pie“ programmieren. „Es ist fantastisch, was die Schüler damit machen können.“ Und es geht um die Unterstützung und Motivation der Lehrer dabei. „Für mich ist die Wertschätzung der Schlüssel“, sagt Abiturientin Marguerite Gerhardt. „Auch Lehrer brauchen eine Rückmeldung, was sie gut machen und auch sie können von Schülern lernen.“ Genau das ist es, wofür der NAT Zukunftsrat stehen will: Peer-Learning ermöglichen, sich über das konkrete Beispiel über zukunftsweisende Technologien austauschen und gleichberechtigt mit allen Akteuren ins Gespräch kommen. Das selbstverantwortete Experiment hat begonnen...