Das nächste große Ding
28.05.2018

Das nächste große DingDritter Hamburger Schülerkongress stellt sich Zukunftstechnologien

Die Dinge beim Namen nennen, auch das gehört zu einem Wissenschaftskongress, der Verständnis schaffen und anregen will, und daher ist Simon Haddadin im Audimax der Technischen Universität TUHH nicht mehr CEO, sondern einfach nur noch Chef – und am liebsten sowieso schlicht Simon. „Wir sind ein Roboter Start-up aus München, wir entwickeln lernfähige, feinfühlige Roboterassistenten, die jeder bedienen kann.“ Zum Beweis hat Simon „Panda“ mitgebracht, einen siebenachsigen Roboterarm, der Klötzchen stapeln und weiterreichen kann, aber sofort stoppt, als Ole mit seiner Hand dazwischenfährt. Ole ist zwar noch nicht Chef, aber dennoch an diesem sonnigen Maitag in wichtiger Mission unterwegs: einen Wissenschaftskongress von Schülern für Schüler zum Thema Zukunftstechnologien ausrichten. Dafür ist der Oberstufenschüler vor zwei Jahren in den NAT Schülerbeirat eingetreten und demzufolge ist es der zweite Kongress für Ole, bei dem er Wissenschaftler begrüßt, Informationen bündelt, Fragen stellt.

Auf dem Sprung in eine neue Ära

Etwa die Frage: Wie kann der Roboter zwischen einer gewollten und einer echten Kollision unterscheiden? Panda ist so intelligent, weil er datengetrieben arbeitet und ständig dazulernt. Dafür kann man sich mit dem Smartphone in das System einloggen. „Es kann aber auch von Hand angeleitet werden und komplexe Bewegungen lernen“, erklärt Simon. Oder: Wo kann man am besten Robotik studieren? „In München“, antwortet der Gründer wie aus der Pistole geschossen. Hamburg könne in der Steuerung punkten, hält Sönke Knutzen, TUHH Vizepräsident für Lehre dagegen: „Wir haben hier an der TUHH auch ganz tolle Fußballroboter, die besser dastehen als der HSV.“ Das Publikum lacht. München kann nicht überall Meister sein und es gibt Bereiche wie Flugzeugbau, Küstenschutz oder Elektromobilität, wo der Wissenschaftsstandort Hamburg stark ist.

Drehmomente des Lebens

Alle diese Forschungsbereiche spielen auf dem Kongress in Vorträgen oder Workshops eine Rolle, weil sie unser Leben, vor allem aber das Berufsleben der Generation Z prägen werden: „Z wie Zukunft“, betont Professor Knutzen, als er gut 400 Kongressteilnehmer aus ganz Hamburg an der TUHH begrüßt. „Es geht extrem schnell und ihr habt die Aufgabe, die Zukunft zu gestalten.“ Dabei gibt der Gastgeber eine Fragestellung mit auf den Weg: „Wie wollen wir leben?“. Anstatt zu fragen, „wie werden wir leben?“ sollten die Schüler die Verantwortung auch gerade in unsicheren Zeiten nicht aus der Hand geben und Dinge gestalten wollen. Das ist der rote Faden, der sich von Thomas Vögele, Wissenschaftler am Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI in der Eröffnung bis zur Abschlussvorführung mit der sensiblen Roboterassistenz zieht. „Beim Größer, Weiter, Schneller sind wir vermutlich am Ende angelangt, aber die Künstliche Intelligenz könnte das nächste große Ding sein“, so Vögele.

Wohin steuert Hamburg?

Die Intelligenz des Menschen nachzubilden und ihm anstrengende Arbeiten abzunehmen, das braucht vor allem viel Strom. Das weiß auch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, die sowohl neue Energie- und Mobilitätskonzepte in der Region als auch die Initiative NAT seit 2015 fördert. Für mehr kreativen Nachwuchs in Hamburg, wie der neue Staatsrat Torsten Sevecke im Audimax deutlich macht. „Wir sorgen dafür, dass die guten Ideen, die in der Gesellschaft vorhanden sind, in die Realität übertragen werden.“ Die zahlreichen Finanzierungs- und Beratungsangebote würde Sevecke gern auch Robotik-Start-ups zur Verfügung stellen. Und wer weiß, vielleicht ist ja mit dem Schülerkongress ein Anfang gemacht. „Wenn ich einen 3D-Drucker, ein paar Mikrocontroller und Sensoren habe, wäre man theoretisch in der Lage, sich so etwas selber zu basteln“, will Alex aus dem Publikum mit Blick auf Panda auf dem Podium wissen. „Super Frage“, findet Sönke Knutzen. So lerne man nämlich am meisten über Zukunftstechnologien: „Unbedingt! Versucht, es selbst zu bauen!“

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